Donnerstag, 14. Januar 2016
nightout
Mit einer Freundin war ich ein wenig tanzen.
Mittwochs, da ist es nicht so ekelhaft voll in den Discotheken, da ist es eher leer, die Tanzfläche nimmer voll. Man braucht keine Angst haben, dass man was in den Drink geschüttet bekommt (berühmt berüchtigt der Laden für solche Fälle) oder das einem etwas geklaut wird. Einfach, weil nicht die üblichen Idioten dort auftauchen. Meine Freundin kippt einen Shot nach dem andern, ich bleibe bei Wasser. Wir haben total viel Spaß, lernen ein paar nette Leute kennen, treffen alte Bekannte. Als wir kurz draußen frische Luft schnappen sind, sehe ich das ich Sechs entgangene Anrufe habe und eine SMS.

„Komm schnell, sie stirbt. Ich kann nicht mit ihr alleine hier sein!“

Mir rutscht das Herz in die Hose als ich die Nummer wähle.
„Bitte kommt her, es geht ihr so schlecht. Die Atmung ist so schnell und schwer, sie ist kaum ansprechbar!“

Ich setze meine Betrunkene Freundin noch schnell in die Straßenbahn, um danach selbst noch schnell den letzten Zug zu erreichen. Auf der halbstündigen Fahrt rufe ich schnell B. An, er solle sich auch auf die Socken machen. Von sich aus ist er in 2 Stunden da.

Als ich ankomme, erkenne ich dich kaum wieder. Deine Augen eingefallen, deine Haut aschfahl, dein Körper rund und aufgebläht durch die Wassereinlagerungen und die Medikamente. Du merkst kaum das ich da bin. Mir wird heiß und kalt. Ich hätte fest damit gerechnet, dass ich das wegstecke. So wie schon einmal. Aber das ist eine komplett andere Situation. Ich habe das wirklich unterschätzt. Der Rest deiner Familie ist sichtlich fertig und geschafft. Ich biete ihnen an, ein wenig aufzupassen, sodass sie sich hinlegen können. Nach einer halben Stunde nehmen sie das Angebot an und legen sich hin.

Ich kontrolliere immer wieder deine Atmung und deinen Puls, als ob es etwas bringen würde. Erzähle dir Belanglose Dinge und das es nicht wehtun wird zu sterben. Das wir dich alle lieben, dass du nicht wirklich weg ist. Auf einmal reißt du deine Augen auf, dein Körper wird steif und du krampfst. Das versetzt mir einen Stich, weil ich schon einmal in genau dieser Situation hilflos daneben saß. Ich kann nicht anders und muss anfangen zu weinen. Aber ich reagiere. Ich rufe schnell in der Klinik an, wir brauchen Hilfe! Ich hole einen nassen Waschlappen, lege ihn dir auf die Stirn. Ich stecke dir ein Tuch zwischen die Zähne, damit du dir nicht auf die Zunge beißt. Ich drehe dich in Seitenlage und fange an deine Hände zu massieren.
Als der Notarzt und das Palliativteam da sind, ist schon wieder alles vorbei.
Sie hängen vorsichtshalber noch etwas Krampflösendes an und erhöhen dein Morphinperfusor.

Irgendwann kommt auch B., der mich ablöst. Ich setzte mich in die erste Bahn nach Hause.